Wenn Kunden heute bei mir eine Webseite in Auftrag geben wollen Sie (spätestens auf Nachfrage) alle eines: Responsives Webdesign.
Eine Seite für alle.
Fertig.
Ganz einfach.
Doch ganz so einfach ist es auch nicht. Josh Chan von Six Revisions proklamierte kürzlich: Responsives Webdesign ist nicht die Zukunft.
Responsives Webdesign wurde 2010 durch einen Artikel von Ethan Marcotte auf A List Apart bekannt gemacht und hat sich inzwischen zu einem Beinahe-Standard entwickelt.
Die Argumente
Die Kernargumente gegen responsives Webdesign aus Ethans Artikel in Kürze:
- Performanz – Mobile Versionen responsiver Webseiten sind kaum kleiner als Desktop Versionen. Siehe hierzu die Ergebnisse einer Untersuchung von Guy Podjarny (Vimeo Video)
- Kompexität – Responsive Webseiten sind zwangsläufig komplexer als spezialisierte mobile Seiten. Mehr darüber in dem Artikel Blame the Implementation, Not the Technique von Tim Kadlec
- Zeit & Geld – Responsives Webdesign führt zu komplexeren Webseiten und komplexe Lösungen sind teuer.
- UI und UX Einschränkungen – responsive Webseiten können Kernfunktionen Mobiler Geräte nicht oder nur eingeschränkt nutzen.
- Steht Innovationen im Weg – wenn man Responsives Webdesign als Lösung der Zukunft ansieht läuft man Gefahr Erfolg versprechende neue Techniken zu übersehen.
Ethan spricht hier eine Reihe wichtiger Aspekte an, die man generell erstmal nicht von der Hand weisen, aber sicher etwas relativieren kann.
Die zwei Aspekte, zu denen ich persönlich eine andere Haltung habe sind:
- Performanz
- Zeit & Geld
Performanz
Es ist müßig darüber zu streiten. Eine rein mobile Webseite wird immer schneller sein. Möchte man jedoch ein möglichst einheitliches Erscheinungsbild erreichen wird sich die Größe der notwendigen Dateien (.css, .php, .js etc.) nicht sonderlich unterscheiden. Dies gilt zumindest, wenn man auf übergroße Frameworks verzichtet, die alles Eventualitäten abdecken wollen und Styles und Script für watnichalles* mitbringen.
Gut gestaltete Webseiten können heute zu weiten Teilen auf große Bilddateien als Designelemente verzichten.
Die Dateien, die letzten Endes am Meisten ausmachen, sind vor allem die Bildinhalte. Diese lassen sich natürlich bei reinen Mobilseiten leichter optimieren. Da diese Dateien aber für Mobilgeräte in einer hochauflösenden Version bereitgestellt werden sollten (High-Res Display!), kann man durch geschicktes Design ein und dieselben Dateien nutzen, indem man die verwendeten Größen der (@1x) Desktop Datei und der (@2x) Mobil Dateien aufeinander abstimmt.
Soll die mobile Seite auf minimale Dateigrößen und maximale Geschwindigkeit optimiert werden müssen bei der grafischen Gestaltung Kompromisse eingegangen werden. Meiner Erfahrung nach ist dies einem technisch weniger versierten Kunden nur schwer zu vermitteln.
Zeit & Geld
Auch hier gilt, dass responsives Design nicht zwangsläufig teuer sein muss. Die Annahme von Ethan beruht darauf, dass responsive Designs automatisch sehr komplex sind, doch das muss nicht sein.
Wenn man auf umfangreiche Frameworks und aufwendige JavaScripts verzichtet und nur eine gut strukturierte CSS Datei als Ausgangspunkt für alle verschiedenen Darstellungsgrößen verwendet, die Anpassungen für die verschiedenen Bildschirmgrößen über @media-queries realisiert und beim Design von vornherein darauf achtet, dass alle Bildschirmgrößen die selben Layout-Elemente verwenden können, lässt sich die Optimierung einer Seite auf 3-4 Bildschirmgrößen schneller umsetzen als eine IE6-Optimierung.
Ein weiterer kostenrelevanter Faktor ist, wie viel zusätzlicher Aufwand bei der Pflege einer Webseite entsteht. Die meisten CMS Systeme handtieren responsive Webseiten ohne Probleme und ohne, dass für eine reine Mobilseite andere Dateien bereitgestellt werden müssen.
[notification]Ich glaube nicht, dass responsives Webdesign kurzfristig wieder verschwindet.
Ich glaube genau so wenig, dass es die beste Lösung für alle Webdesignfragen ist.
Ich glaube, dass responsives Webdesign oft unnütz problematisiert wird.[/notification]
Responsives Webdesign – es bleibt abzuwarten, wie lange dieser Trend anhält. Denn letztlich ist es nichts anderes als das.